Tinkturen: Heilende Kräuterauszüge einfach selbst herstellen
Von Sonnenhut bis Schafgarbe: ich bin ein absoluter Tinkturen Fan! Zum Glück eignen sich unzählige Kräuter und Heilpflanzen für eine eigene Tinktur.
Doch gerade wenn du noch keinen eigenen Pflanzenauszug angesetzt hast, kommen viele Fragen auf: Welche Heilpflanze eignet sich ? Welche Beschwerden lindern sie? Wie dosiere ich die Tinkturen richtig? Wie lange halten sie?
Fragen über Fragen, die wir in diesem Artikel klären werden. 🙂
Was sind Tinkturen?
Tinkturen sind alkoholhaltige Pflanzenarzneimittel. Hochprozentiger Alkohol extrahiert und konzentriert die positiven Eigenschaften der Pflanze.
In vielen Kräuterrezepturen wird die Pflanze erhitzt. Durch diesen Vorgang verliert sie allerdings viele Nährstoffe.
Ganz im Gegenteil zur Tinkturen. Durche den hohen Alkoholgehalt werden die Heilkräfte der Pflanze konserviert. Sie bleiben so über viele Jahre erhalten.
Kräuter und Pflanzen besitzen sowohl fettlösliche als auch wasserlösliche Verbindungen.
Der Alkohol ist einzigartig im Extrahieren beider Verbindungen. Aus diesem Grund bleibt das volle Potential der Heilpflanze fast vollständig erhalten.
Hochprozentiger Alkohol eignet sich daher besonders gut als Lösungsmittel.
Möchtest du keinen Alkohol in deiner Tinktur verwenden, bieten sich andere Möglichkeiten an. Ein Kräuterauszug kann auch auf der Basis von Essig oder Öl gewonnen werden.
Allerdings handelt es sich dann nicht mehr um eine Tinktur. Diese wird immer mit Alkohol angesetzt.
Welches Pflanzenmaterial eignet sich für Tinkturen?
Verschiedene Blätter, Blüten, Wurzeln und Rinden ergeben herrliche Pflanzenauszüge. Getrocknet oder frisch: beides funktioniert.
Ich bevorzuge im Frühling und Sommer frisches Pflanzenmaterial. Ich entnehme allerdings nie große Mengen aus der Natur. Denn es sind gerade die kraftvollen Heilpflanzen, die auch für unsere heimischen Insekten eine wichtige Rolle als Nahrungsquellen spielen.
Ich bringe es beispielsweise nicht übers Herz, meinen wunderschönen Sonnenhut (Echinacea) zu ernten. Für Bienen und Hummeln eine wichtige Nahrungsquelle im Sommer. Auch Brennnesseln rupfe ich ungern heraus. Auch sie sind eine wichtige Futterquelle für viele Schmetterlingsraupen. Entdecke ich eine Wiese voller Löwenzahn, greife ich natürlich beherzt zu. 🙂
Falls du die gewünschten Heilpflanzen und Kräuter nicht frisch findest, kannst du diese in getrockneter Form auch einfach im Internet bestellen. Wenn immer möglich, greife zu biologisch angebauten Pflanzen.
Vorteile und Nutzen von Tinkturen
Die Verwendung von Tinkturen hat im Vergleich zu Tee oder Kapseln mehrere Vorteile.
Tinkturen sind zuerst einmal sehr einfach in ihrer Anwendung.
Sie müssen nicht 3 bis 4 Mal am Tag frisch aufgebrüht werden. Auch das unangenehme Schlucken von Kapseln entfällt.
Tinkturen werden oft in kleine Tropfflaschen abgefüllt. Das macht die Dosierung und Lagerung sehr einfach. Auch können sie ohne Probleme auf Reisen mitgenommen werden.
Tinkturen sind hochkonzentrierte Pflanzenextrakte. Die benötigte Menge ist viel geringer als in anderen Formen.
Ein wichtiger Vorteil einer Tinktur ist die Geschwindigkeit der Aufnahme. Da Tinkturen keine Verdauung benötigen, nimmt der Körper die alkoholische Lösung rasch im Blutkreislauf auf.
Durch die Verfügbarkeit kann sich die Heilkraft der Pflanze schnell entfalten. Dies ist natürlich von großem Vorteil, wenn eine zeitige Linderungen im Vordergrund steht – wie die Bekämpfung von Angst oder Schmerzen.
Welche Heilpflanzen eignet sich für Tinkturen?
Es gibt ein paar Fragen, die du dir stellen solltest, bevor du mit der Zubereitung beginnst.
- Gegen welche Krankheit soll die Tinktur helfen?
- Wie ist dein gesundheitlicher Zustand? Nimmst du Medikamente?
- Reagierst du allergisch auf bestimmte Pflanzen oder Pflanzenfamilien?
Du findest in untenstehenden Grafik eine kleine Auswahl an Heilpflanzen. Diese eignen sich hervorragend für eine selbstgemachte Tinktur.
Falls du Medikamente einnimmst oder starke gesundheitliche Probleme hast, sprich bitte vorher mit deinem Arzt. Er wird wissen, ob du die gewünschte Pflanze einnehmen darfst. Natürlich gilt dieser Rat auch, wenn du schwanger bist oder stillst!
Sobald du dich für eine Heilpflanze entschieden hast, kannst du die Pflanze in der Natur sammeln. Natürlich kannst du sie auch getrocknet aus einer hochwertigen Quelle beziehen.
Falls du das gewünschte Pflanzenmaterial selbst sammelst, solltest du die Pflanze hundertprozentig erkennen können. Ein gutes Bestimmungsbuch kann dir dabei helfen.
Nimm auch den Standort der Pflanze genau unter die Lupe. Pflücke nicht neben Straßen oder Feldern. Diese Pflanzen sind oft stark kontaminiert.
Was du benötigst, um Tinkturen herzustellen?
- Getrocknetes (50 g) oder frisches Pflanzenmaterial (100 g) (z.B. Johanniskraut gegen innere Unruhe)
- 200 ml Wodka
- Ein leeres Weck/Einmachglas
- Kaffeefilter
- Kleiner Metalltrichter (optional, vereinfacht das Umfüllen)
- Braune Tropfflaschen (2 x 100 ml)
Mein bevorzugter Alkohol zur Herstellung einer Tinktur ist Wodka. Dieser eignet sich besonders gut, da Wodka relativ geruchlos und geschmacksneutral ist. Brandy, Rum oder Whiskey funktionieren aber auch.
Wichtig ist, dass der Alkoholgehalt bei mindestens 40% liegt. Bei einem geringerer Alkoholanteil besteht die Gefahr von Schimmelbildung. Du kannst den Alkohol auch in einer Apotheke kaufen. Dieser ist aber für gewöhnlich um einiges teurer.
Als Behälter eignet sich am besten ein Weckglas oder ein altes Einmachglas. Metall oder Kunststoffbehälter können mit der Tinktur reagieren und Chemikalien im Laufe der Zeit freisetzen.
Zum Umfüllen wird ein Tropffläschchen aus Braunglas benötigt. Die Dosierung und Lagerung wird dadurch vereinfacht.
Und los gehts!
Tinkturen Zubereitung
- Entferne die frischen oder getrockneten Kräuter von den Stielen. Wurzeln werden gewaschen und von Schmutz befreit. Pflanzenmaterial gründlich trocken tupfen und ggf. klein schneiden.
- Glas und Deckel mit kochendem Wasser übergießen, um es zu sterilisieren. Glas kopfüber auf einem sauberen Küchentuch trocknen lassen
- Kräuter in das Glas legen und mit Alkohol aufgießen. Das Pflanzenmaterial muss komplett mit Alkohol bedeckt sein, um Schimmelbildung zu verhindern.
- Deckel fest verschließen und das Gefäß 6 Wochen ziehen lassen. Vermeide einen Ort mit direktem Sonnenlicht. Ideal ist die Aufbewahrung in einem Schrank.
- Während dieser Zeit bitte das Glas alle 2 bis 3 Tage vorsichtig schütteln. Bitte immer wieder beachten, dass alle Kräuter komplett mit Alkohol bedeckt bleiben.
- Nach 6 Wochen kann die Flüssigkeit (Maiziere genannt) durch ein Mulltuch oder Kaffeefilter in eine saubere Schüssel gefüllt werden.
- Das Mulltuch oder den Kaffeefilter mit sauberen Händen kräftig durch wringen.
- Tinktur in die Tropffläschchen füllen
- Beschriften nicht vergessen!
Dosierung, Lagerung und Zeitraum der Einnahme von Tinkturen
Löse 10 Tropfen Tinktur in einem kleinen Glas Wasser auf und trinke die Mischung 3 Mal täglich. Beobachte wie dein Körper auf die Dosierung reagiert. Du kannst auf 3 Mal täglich 25 Tropfen erhöhen. Achte einfach auf deinen Körper und bedenke, dass jeder Körper anders reagiert!
Eins ist aber ganz wichtig: Sei konsequent in der Einnahme.
Zu oft vergessen wir die Dosierung und/oder hören zu früh mit der Einnahme auf. Dein Körper benötigt meistens ein bis zwei Wochen um Verbesserungen zu spüren. Manchmal dauert es wesentlich länger.
Nimmst du die Tinktur nicht regelmäßig, kann es den Fortschritt deutlich verzögern. Natürlich ist es kein Beinbruch, wenn du die Einnahme mal vergisst. Versuche allerdings Tinkturen immer konsequent einzunehmen.
Lager Tinkturen an einem dunklen, trockenen und kühlen Ort. So halten sie zwischen 5 bis 10 Jahren. Durch den hohen Alkoholanteil können Tinktur kaum schlecht werden. Sie können allerdings an Wirkung verlieren. Daher ist die richtige Lagerung sehr wichtig.
Außerdem solltest du Tinkturen ausführlich beschriften, damit du den Überblick nicht verlierst. Das ist mir leider schon sehr häufig passiert 😉
Folgendes solltest du direkt auf der Flasche vermerken:
- Name der Pflanze
- Lateinischer Name der verwendeten Pflanze
- Welcher Teil der Pflanze wurde benutzt
- Frisch oder getrocknet
- Alkoholanteil %
- Herstellungsdatum
- Dosierung
Hast du schon Erfahrungen mit selbstgemachten Tinkturen? Was ist deine Lieblingstinktur?
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